Unter der Rheinkniebrücke hat Harald Naegeli diesen Manstoggel extra so hingesprüht, dass ich früh morgens - oft noch im Delirium tremens - mit dem Velo
meinen Weg ins Büro finde. Denn vor dieser Säule muss ich
jeweils links abbiegen, um nicht wieder in der Altstadt (längste
Theke der Welt, Salmiaki Pipeline, ihr wisst schon...) zu landen.
Naegeli wird wohl den meisten von Euch noch als "Der Sprayer von
Zürich" in Erinnerung sein. Jetzt ist er ganz klar "der Sprayer
von Düsseldorf". An vielen Ecken sind seine Strichmännchen
(oft auch Fische) zu sehen. Zwar ist der 74-jährige längst
als Künstler angesehen und sogar von der Stadt Zürich
rehabilitiert. Wenn man sich aber in Düsseldorf umsieht,
fällt auf, dass nicht alle Bilder im Rahmen einer legalen Aktion
entstanden sein können.
Auf einer Backsteinmauer bei der Tonhalle zum Beispiel, unweit der
goldenen Pallas Athene Figur, ist gelegentlich ein weisser Fisch mit
Beinen zu sehen, welcher die unverkennbare Handschrift Neagelis
trägt. Ein eifriger Tonhallen Abwart, so scheint es, reinigt die
Mauer in regelmässigen Abständen mit seinem
Hochdruckreiniger, so dass der Künstler jedes mal wieder
einberufen werden muss, um den Fisch erneut hinzusprühen.
Entweder ist dort eine zeitlich unbegrenzte Kunstperformance im Gange,
oder ein Kleinkrieg Abwart vs Naegeli. In der Zeit, in der ich nun
schon in Düsseldorf wohne, wurde der Fisch sicherlich schon ein
halbes Dutzend mal gelöscht und wieder gesprüht.
Da ich dem Künstler bisweilen nicht begegnet bin, konnte ich ihn
diesbezüglich leider auch nicht fragen. Es wäre aber die
erste Frage die mir auf der Zunge brennt.